130 Jahre Volksbank Vorarlberg

Schulze-Delitzsch und die Idee der Genossenschaft

  • Die Ursprünge der Genossenschaft liegen bereits im Mittelalter. Schon damals schlossen sich Siedler beispielsweise zu Alpgenossenschaften zusammen. Im 19. Jahrhundert legte der Jurist Hermann Schulze-Delitzsch den Grundstein für die heutigen Volksbanken.

    Im Hungerjahr 1846 organisierte der damalige Patrimonialrichter in seiner Heimatgemeinde Delitzsch ein Hilfskomitee, um der Bevölkerung Zugang zu leistbaren Lebensmitteln zu ermöglichen. Schulze-Delitzsch ließ Getreide über die Gemeinde ankaufen und dieses in einer gepachteten Mühle und Bäckerei zu Brot verarbeiten. Durch den Einkaufsvorteil konnte das Brot billiger abgegeben werden und die kleine Gemeinde konnte sich selbst aus der Krise befreien. Diese Form der Selbsthilfe kann als Vorstadium der späteren Genossenschaften angesehen werden.

    Nach anfänglichen, zaghaften Versuchen mit Assoziationen zur Beschaffung von Lebensmitteln, Rohstoffen und Geldmitteln wurden in Delitzsch die Schuhmachergenossenschaft und ein Vorschussverein gegründet. Damit es leichter fiel neue Vorschussvereine zu gründen, verfasste Hermann Schulze-Delitzsch einen praktischen Ratgeber: „Vorschussvereine als Volksbanken“. Darin veröffentlichte er Anleitungen wie bei einer Gründung vorzugehen sei, aber auch Mustersatzungen, rechtliche Hinweise und geschäftliche Grundprinzipien. Das Werk wurde innerhalb kürzester Zeit zum Bestseller.

    Die Idee der Genossenschaft setzte sich rasch durch und ihre Anzahl stieg. Abgesehen vom gemeinsamen geistigen Übervater Hermann Schulze-Delitzsch war jede Genossenschaft für sich und agierte unabhängig. In Vorarlberg veröffentliche Josef Andreas Tschavoll im Jahr 1870 im Feldkircher Anzeiger mehrere Artikel, in denen er einer breiten Öffentlichkeit die Vorteile, die für die Gründung einer Volksbank sprachen, unterbreitete. Der spätere Bürgermeister von Feldkirch setzte sich schon früh für die Förderung der Industrie und Landwirtschaft in Vorarlberg ein.

    Die erste genossenschaftliche Bank Vorarlbergs war die Spar- und Vorschuß-Cassa für Egg und Umgebung, die 1873 gegründet wurde. Das nächste gewerbliche Kreditinstitut entstand erst im Jahr 1888 – die Spar- und Vorschußkassa der Collectivgenossenschaft Rankweil, der Vorläufer der heutigen Volksbank Vorarlberg.

    Damals wie heute ist die Volksbank Vorarlberg eine eingetragene Genossenschaft, die sich im Besitz der Mitglieder und Partizipationsscheininhaber befindet. Dass der Genossenschaftsgedanke aktueller denn je ist beweist die stetig steigende Mitgliederzahl. Anfang des Jahres konnte das 15.000 Mitglied begrüßt werden.

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