Wie altersgerechte Arbeit aussieht

Produktivität ist nicht vom Alter abhängig, so die Altersforschung. Mit einem altersgerechten Arbeitsumfeld können Unternehmen das Potenzial der Mitarbeiter über 50 richtig nutzen.

  • Österreich altert. Eine niedrige Geburtenrate, steigende Lebenserwartung – eine Kombination, die die demographische Entwicklung nachhaltig verändert. Die Alterspyramide steht Kopf, immer mehr Ältere stehen weniger Kindern und Jugendlichen gegenüber. Die Finanzierung des Pensionssystems ist immer wieder ein Diskussionsthema – und damit auch das Pensionsantrittsalter. Hinzu kommt, dass sich auch die Einstellungen zum Alter verändern. 45 % der Österreicher meinen, dass man sich heute zwischen 60 und 70 im „neuen mittleren Alter“ befindet, so die WKO. Alt kann man sich später immer noch fühlen. Denn laut Statistik Austria wird die Lebenserwartung im Jahr 2060 bei Männern bei über 87 Jahren, bei Frauen bei über 90 Jahren liegen. Altersgerechte Arbeitsplätze werden somit zur Notwendigkeit. Zu teuer, unflexibel, langsam, nicht auf der Höhe der Zeit: Vorurteile gegen Mitarbeiter jenseits von 50 Jahren gibt es viele. Studien – etwa des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) – zeigen aber, dass ältere Mitarbeiter deutlich besser als ihr Ruf sind: Hohe soziale Kompetenz, Souveränität, Loyalität, Disziplin, Zuverlässigkeit und Diskretion zählen zu den zentralen Eigenschaften. Ältere sind weniger stressanfällig, agieren überlegter, da sie in vielerlei Hinsicht nicht mehr so sehr auf die eigenen Lebensprobleme fokussiert sind, verfügen über eine fundierte Erfahrung und zeichnen sich durch eine weitreichende Krisenbeständigkeit aus. Das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) stellt klar, dass Kreativität, Einstellung, Engagement, Lernbereitschaft und Lernfähigkeit keine Altersgrenze kennen.

Organisation ist wichtiger als Alter

  • Unternehmen profitieren von der Zusammenarbeit der Generationen – bei einem richtigen Altersmanagement. Ein zentraler Satz der Altersforschung lautet: „Produktivität ist nicht vom Alter abhängig, sondern von der Organisation der Tätigkeit“. Die Leistungspotenziale Älterer gegenüber Jüngeren sind nicht schlechter, sie wandeln sich jedoch. Durch das Älterwerden lassen körperliche Fähigkeiten zwar nach, wer aber auf altersbereinigte Mannschaften setzt vergisst, dass Wissen und Kompetenz älterer Mitarbeiter Wettbewerbsvorteile schaffen können. Arbeit sollte daher so organisiert sein, dass die Stärken und Schwächen von Mitarbeitern unterschiedlicher Altersgruppen berücksichtigt werden. Mit dem richtigen Altersmanagement im Unternehmen werden die altersbezogenen Aspekte im täglichen Management, in der Gestaltung und Organisation von Arbeitstätigkeiten sowie Arbeitsumgebung einbezogen. Wer ein altersgerechtes Arbeitsumfeld schaffen will, muss sich um Themen wie Weiterbildung, Arbeitsorganisation, Wissensmanagement, Gesundheitsprävention aber auch Unternehmenskultur kümmern. Eine Analyse der betriebsspezifischen Altersstruktur kann einen guten Einstieg darstellen, um sich im Betrieb intensiver mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Die 4 zentralen Handlungsfelder

    • Weiterbildung: Nach Angaben des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) gibt es für ältere Mitarbeiter seltener betriebliche Weiterbildungsangebote. Lernen im Beruf trägt aber oft zur Motivation und persönlichen Weiterentwicklung bei. Die lebenslange Kompetenzentwicklung sollte gefördert werden.

    • Führung und Unternehmenskultur: Eine zentrale Rolle spielt dabei eine Wertschätzung, die sich nicht nur in Leitbildern widerspiegelt, sondern auch gelebt wird. Es geht um die Akzeptanz von relevanten Unterschieden zwischen Jung und Alt. Eine Vorbildwirkung auf die gesamte Unternehmenskultur hat dabei die Haltung von Führungskräften gegenüber verschiedenen Generationen.

    • Gesundheit: Sie ist die Grundlage für unser gesamtes Leben – auch im Arbeitskontext. Um die Arbeitsfähigkeit zu erhalten, helfen Maßnahmen wie Bewegungspausen, ergonomisch eingerichtete Arbeitsplätze, aber auch Wahlmöglichkeiten bei Arbeitszeiten.

    • Arbeitsorganisation: Die Mitarbeiter sollten nach Möglichkeit auch dem jeweiligen Alter entsprechend eingesetzt werden. Ein Beispiel: Ältere Beschäftigte sollten eher mit körperlich entlastenden Positionen betraut werden. Wichtig ist bei der Ausgestaltung der Betriebsabläufe, dass der Wissens- und Erfahrungstransfer an Jüngere gewährleistet ist.